Hilfe für Suchtkranke und Angehörige
Aller Anfang ist schwer. Auch der Anfang, mit etwas aufzuhören. Du hast gespürt, dass es so nicht mehr weitergehen kann? Du hast erkannt, dass der Alkohol Dir mehr Lebensqualität nimmt, als er Dir (vermeintlich) gibt? Ein „morgen höre ich auf“, ist noch relativ leicht daher gesagt. Viel schwerer ist es, zu sagen „jetzt höre ich auf zu trinken“ und dies auch in die Tat umzusetzen. Ein Leben ohne Alkohol ist zu diesem Zeitpunkt fast unvorstellbar – vergleichbar mit einem Sprung in eine unbekannte unendliche Tiefe.
Aber es gibt zahlreiche Hilfsangebote, die den Einstieg in den Ausstieg erleichtern. Die Wege in die Sucht sind ebenso individuell wie die Wege aus der Sucht. Das soll heißen, dass es nicht DEN Weg in die Abstinenz gibt. Du musst das für Dich herausfinden, was für Dich passt.
Entgiftung
Meistens ist es so, dass sich beim Alkoholiker im Laufe der Jahre eine körperliche Abhängigkeit aufgebaut hat. Das heißt, sein Körper ist an die regelmäßige Alkoholzufuhr gewöhnt. Wird der Alkohol von jetzt auf gleich abgesetzt, kann das zu Entzugserscheinungen führen.
Vorsicht! Plötzliches Absetzen des Alkohols (kalter Entzug) kann tödlich sein!
… leider wissen das die Wenigsten. Oft meinen auch Angehörige, sie tun dem Alkoholiker Gutes, indem sie ihm den Alkohol wegnehmen. Weit gefehlt! Gerade beim abrupten Absetzen des Suchtmittels kann es zu lebensgefährlichen Symptomen wie Krampfanfällen und Entzugsdelier führen. Letztere müssen nicht unbedingt am ersten Tag nach dem Absetzen eintreten, sondern können auch auftreten, wenn der Betroffene meint, sich bereits besser zu fühlen.
Ein körperlicher Alkoholentzug sollte unbedingt stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen!
Ob die Entgiftung stationär oder eventuell ambulant erfolgen kann, sollte mit dem Hausarzt oder Mediziner des Vertrauens besprochen werden. Keine Sorge – dieser hat Schweigepflicht! In den meisten Fällen wird der Arzt eine Krankenhauseinweisung ausstellen. Mit dieser Einweisung muss man sich in der zuständigen Klinik zunächst telefonisch anmelden und kommt auf eine Warteliste (es kann bis zu einer Woche dauern, bis ein Bett frei wird). In dringenden Fällen wird der Arzt auch eine Noteinweisung ausstellen – mit dieser wird man sofort in einer Klinik aufgenommen.
Eine andere Möglichkeit, eine Entwöhnungsbehandlung einzuleiten, ist der Weg über die Suchtberatungsstelle. Die Diakonie in Burgdorf bietet hierfür jeden Donnerstag in der Zeit von 16.00 bis 18.00 Uhr eine offene Sprechstunde an. Hier kannst Du ohne Termin hingehen! Dieses Angebot gilt sowohl für den Suchtkranken als auch für Angehörige! Dort gibt es ausgebildete Suchtberater, die verschiedene Wege aufzeigen können, welche Maßnahmen eingeleitet werden sollen und können. Die Berater unterliegen der Schweigepflicht!
Suchtberatungsstelle der Diakonie 31303 Burgdorf Westseite der Bahnlinie, Schillerslager Straße 9
(Offene Sprechstunde Diakonie ohne Termin/Anmeldung: Mo. 11.00 – 12.00 Uhr und Do., 16.00 – 18.00 Uhr)
Zuständige Kliniken in der nordöstlichen Region Hannover:
Entgfitung Klinikum Wahrendorff (31319 Sehnde OT Ilten)
Entgfitung Klinikum Langenhagen
In den meisten Fällen wird in diesen Kliniken eine »Qualifizierte Entgiftung« durchgeführt. Das heißt, dass Betroffene dort unter ärztlicher Aufsicht stehen, entsprechende Medikamente zur Linderung der Entzugserscheinungen erhalten und therapeutische Gespräche geführt werden. Gemeinsam werden Möglichkeiten gesucht, wie es nach der körperlichen Entgiftung für den Betroffenen weitergehen soll. Oft kann hier schon der Weg zu einer stationären und/oder ambulanten Therapie geebnet werden. Betroffene erhalten wertvolle Tipps bzgl. Selbsthilfegruppen und mehr. Das Ganze dauert ca. drei Wochen.
Bei bestimmten Indikationen kann aber auch die Behandlung in einem allgemeinen Krankenhaus erforderlich sein. Hierbei entfällt das Rahmenprogramm des qualifizierten Entzuges – die körperlichen Beschwerden stehen im Vordergrund. Der reine körperliche Entzug dauert ca. zehn Tage. Wenn es irgendwie möglich sein sollte, wäre aber die qualifizierte Entgiftung vorzuziehen, denn dort bekommt der Patient ein allererstes Rüstzeug für ein alkohol- und/oder drogenfreies Leben.
Was können Angehörige tun,
während der oder die Alkoholkranke in der Entgiftung ist?
Gerade die Menschen im unmittelbaren Umfeld eines Alkoholikers haben oft eine Leidensgeschichte hinter sich, die ebenfalls aufgearbeitet werden sollte. Umso wichtiger ist es, sich einmal mit der Krankheit Alkoholismus zu befassen – je mehr man/frau über Suchterkrankungen weiß, umso besser lassen sich Sachverhalte und Verhaltensweisen verstehen. Wichtig ist zu erkennen:
Niemand hatte das Ziel, in eine Abhängigkeit zu geraten! Niemand hat getrunken oder Drogen konsumiert, um dem Umfeld vorsätzlich Schaden zuzufügen.
Der oder die Angehörige kann sich schon während der Betroffene in der Klinik ist, nach einer Selbsthilfegruppe umsehen. Gewiss, er oder sie selbst hat nicht getrunken, ABER Angehörige bedürfen genauso der Hilfe und Unterstützung wie der Alkoholiker! Der Austausch mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben, ist unglaublich wichtig. Dazu an anderer Stelle später mehr.
Trocken leben – wie geht das?
Nach der körperlichen Entgiftung beginnt für Betroffene und auch für die Angehörigen der »Ernst des Lebens«. Oft ist es mehr als ernüchternd, wieder in das alte Umfeld zurück zu kommen. Die Konsequenzen des Trinkens werden einem schonungslos bewusst. Leider greifen viele bereits jetzt schon wieder aus Frust zur Flasche.
Oft gilt es auch, eine Wartezeit zur stationären oder ambulanten Therapie ohne Suchtmittel zu überstehen. Gerade jetzt ist es an der Zeit, sich eine passende Selbsthilfegruppe zu suchen. Es ist legitim, verschiedene Gruppen kennenzulernen. Alle Gruppen sind – allein schon durch die Menschen, die die jeweilige Gruppe besuchen – unterschiedlich. In manchen gibt es strenge Regeln und Hierarchien, andere wiederum sind ein lockerer Zusammenschluss von Gleichgesinnten. Was zu einem selbst passt, kann man nur durch Ausprobieren herausfinden.
Schau Dir verschiedene Gruppen an! Lass Dich nicht entmutigen, wenn Dir eine Gruppe nicht zugesagt hat! Es ist wichtig, dass Du DEINE Gruppe findest, in der Du Dich wohlfühlst! Die Gruppe kann Dir Halt geben – mehr noch, sie kann das Fundament Deiner zufriedenen Abstinenz werden.
Übersichten sämtlicher Selbsthilfegruppen (SHG) in der Gegend gibt es hier:
Gemeinsam gehts leichter – Selbsthilfegruppen in der Region
Es gibt keinen Grund, sich wegen eines Suchtproblemes zu schämen! Ganz gleich, ob angehörig oder selbst betroffen! Stell Dir die Frage, was peinlicher ist: betrunken in der Ecke liegen oder sich aufrichtig um Abstinenz bemühen ...